Also um das vorwegzunehmen: vor ein paar Tagen sind die Gewinner der 100.000 Dollar Challenge gekürt worden und ich war keiner von ihnen. Nun gut, ich hatte mir auch, trotz vierzehn Kilo Gewichtsabnahme und täglichen Training keine Chancen ausgerechnet aber schön wär’s gewesen. Mein Herz hat irgendwie immer mal wieder das alte Lied von den Wundern, die es immer wieder gibt, vor sich hingesungen…
Und jetzt, ohne konkretes Ziel, bin ich total umgefallen. Ich mache vielleicht ein paar Kniebeugen am Tag, aber ein ernsthaftes Workout hat seit zwei Wochen nicht stattgefunden.
Zugegebenermaßen passiert aber auch gerade viel. Mein Mann hat jetzt, nach sechs Monaten, endlich sein Visum für Deutschland erhalten und ist vor zehn Tagen hier angekommen. Warum es so lange dauert, dass jemand aus Russland nach Deutschland zu seiner deutschen Frau und Tochter einreisen darf… keine Ahnung. Aber das ist ja auch gar nicht das Thema.
Trotzdem ist jetzt Stress angesagt, Wohnung suchen, das Kind wieder an den Papa gewöhnen, zum Ausländeramt, dieser Behörde, jenem Sprachtest… Nicht zuletzt sitzt hier mein Mann, den ich seit vier Monaten nicht gesehen habe, in einem fremden Land, und wir haben keine Ahnung wann er arbeiten kann und was. Ich war ein halbes Jahr lang gezwungen, mir meinen Alltag mit der Kleinen irgendwie einzurichten, jetzt ist dieser Alltag irgendwie durcheinander.
Und schon geht es los, das Training schleift, die Ernährung auch. Alles, was ich mir vier Monate lang verkniffen habe steht wieder auf dem Tisch. Brot, Spaghetti Bolognese, hier etwas Mayo auf den Schinken und da ein Käsebrot. Der Einfachheit halber, muss ich sagen, ich koche was schnell geht und abends gibt es eben belegte Brote. Meinen Mann werde ich jedenfalls nicht mit Hüttenkäse und Proteinshakes bei der Stange halten können.
Und was jetzt passiert ist, ist klar. Die Hose kneift, der Hintern wabbelt. Ich werde den Teufel tun und mich jetzt auf die Waage stellen. Ich fühle mich schlecht, habe das Gefühl, dass gerade alles den Bach runtergeht, meine Abnehmerfolge und das Training für die Tonne waren.
Was mich dabei ärgert ist eines: Stress wird es immer geben. Es wird immer mal wieder Herausforderungen geben, die Zeit und Nerven kosten. Deswegen kann man doch nicht plötzlich nicht anfangen zuzunehmen und nichts mehr zu trainieren, es gibt doch Menschen, die es schaffen, Familie, Job, Fitnesstraining. Mit oder ohne Wohnungssuche und Behördenärger und Zukunftsangst….
Einen Lichtblick sehe ich aber: wenigstens den Kauf und Konsum von Süßigkeiten und Knabberkram habe ich mir bisher versagt. Das heißt, meine größte Schwachstelle und Kalorienquelle ist noch hinter Schloss und Riegel.
Dann werde ich mal dafür sorgen, dass das so bleibt und ich bald wieder auf den Fitnesszug aufspringen kann.